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OUTBACK – Kulturmagazin zwischen Rhein, Main und Neckar

Ausgabe 9 – September 2005

Zündfunke für das Feuerwerk der Wahrnehmungen

Köpfe, verdrehte Leiber, Tiere, irgendwas aus den Tiefen des Weltalls, Mikroaufnahmen aus dem Körperinneren, Gewächse aus einem verwunschenen Garten – die Assoziationen sind vielfältig bei Herbert Tessmanns Kartoffelbildern. Wenn die Triebe die Pflanzen unförmig und höchst individualistisch zieren, fällt deren Vielfalt im Küchenalltag nicht weiter auf. Tessmann hat die Erdäpfel, häufig mit Ihren Trieben, bewusst in Szene gesetzt. Mit Licht, mit dem Blick und dem Anspruch, das Andere darin zu suchen. Und es zu finden. „Suchen alleine reicht nicht“, sagt Tessmann. So wird auf einer Kartoffel ein Manifest höchst individueller Phantasien. „Das Andere in den Dingen zu sehen, darf auch vergnüglich sein." Tessmann macht Mut zur Phantasie beim Betrachter.

In Tessmanns Küche hängen Fotos von einem Kahlkopf. Der ist von hinten aufgenommen und trägt mal einen Wurstring auf dem Haupt, mal einen Fisch, mal ein ausgenommenes Huhn. „Wohl behütet“ hat er die Fotoserie genannt. Kulinarik und Witz à la Tessmann. Auch hier: Neues sehen, es zunächst einmal wagen. Trotz der in den Bildern liegenden Verschmitztheit: Tessmann lässt jede Beiläufigkeit vermissen, wenn er über seine Fotokunst spricht. Der Wahl-Zwingenberger ist ein ernsthafter Mensch. Präzisionsverliebt und reflektierend. „Sorgfältig“ passt als Beurteilung auf ihn, für den künstlerisches Tun nicht ohne fundierte Handwerklichkeit vorstellbar ist.

Er will anregen mit seinen Bildern. Blicke fangen, Phantasien schüren und die Augen der Betrachter wach machen. Das ist der Kunstaspekt. Tessmann beherrscht sein Handwerk. „Fotografieren ist ja nicht nur das Drücken auf den Auslöser. Fotografieren bedeutet auch immer eine Idee, die man handwerklich umsetzt.“ Im sorgfältig aufgebauten Fotostudio im Wohnhaus des Künstlers genügt ein Schwenk mit einer Leuchte am Motivtisch und schon wird aus dem Kartoffeltrieb im Sucher der Studiokamera, der eben noch aussah wie ein krummer Wüstenkaktus, der Zeigfinger eines Greises. Rührend, spaßig, bizarr, plakativ, hintergründig – wer will, findet in Tessmanns Werken die ganze Palette. Freilich die Palette der Betrachter. Tessmann selbst liefert ihnen mit seinen Fotos nur den Zündfunken für ihr Wahrnehmungsfeuerwerk.